Heimat Oberharz

Was unseren Oberharz ausmacht...

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Es grüne die Tanne, es wachse das Erz –
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz.

Mit diesem alten Oberharzer Segensspruch begrüßen wir Sie herzlich auf der Internetseite "Heimat Oberharz“. Der Oberharz ist gewissermaßen eine „Insel" – eine Insel mitten in Niedersachen. Brauchtum und Mundart unterscheiden sich grundlegend von den Nachbarregionen rund um uns herum. Begleiten Sie uns auf einer Reise kreuz und quer durch die Eigenarten der Oberharzer Sprach- und Kulturinsel. Unser Ziel: Ihnen die Besonderheiten näher bringen. Sie werden sehen, wie man im Oberharz spricht, welche besonderen Feste wir feiern, welches Brauchtum, welche Traditionen es gibt. Wir möchten hier nur Schlagworte setzen. Wollte man das Thema umfassend behandeln, wäre ein mehrwöchiger Volkshochschulkurs notwendig. Doch sehen wir uns zunächt an, wo der Echte Oberharz liegt:

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Der Oberharz mit seiner Sprach- und Kulturinsel ist einmalig in Niedersachsen – nur rund um die sieben alten Bergstädte. 

Besiedelt überwiegend im 15./16, Jahrhundert von Einwanderern aus den verschiedensten deutschen Landesteilen, überwiegend aber aus dem Erzgebirge. Über die sogenannten „Bergfreiheiten“ – die Gewährung besonderer Rechte – warben die Landesherrn bergbaukundige Fachleute an. Mit ihren Fähigkeiten gelang es, dem Oberharzer Bergbau zu neuer Blüte zu verhelfen. Und sie brachten ihre Sprache und auch ihre Bräuche mit, die zum Teil noch heute lebendig sind. 

Aus unserem Archiv haben wir einige Texte herausgesucht, die wir Ihnen auf dieser Internetseite vorstellen. Sie charakterisieren die Besonderheiten der Oberharz-Region sehr gut. Urheber sind bekannte Harzer Autoren, die uns mitnehmen in ihre Zeit – eine Zeit, in der der Bergbau Zug um Zug eingestellt wurde und die Bewohner mit wirtschaftlicher Not zu kämpfen hatten. Einige Texte wurden in Oberharzer Mundart verfasst, wir haben diese zum besseren Verständnis ins Hochdeutsche übertragen.

oberharz13Oberharzer Bergfreiheiten

Die Arbeit im Berg ist Schwerstarbeit. Mit dem Ausloben besonderer Vergünstigungen wurden in allen deutschen Landstrichen Bergbaukundige angeworben. 

oberharz11Oberharzer Wasserwirtschaft

Bergbau braucht Wasser. Viele Kilometer Gräben und Wasserläufe wurden angelegt, um Wasser vom Bruchberg auf die Clausthaler Hochebene zu leiten. Rund 100 Teiche entstanden für die Speicherung.

oberharz8Oberharzer Mundart

Von überall her zogen Bergleute in den Oberharz und gründeten die sieben Bergstädte. Sie brachten den ihren eigenen Dialekt mit, es entstand die Oberharzer Mundart, in dem der erzgebirgische Einschlag vorherrschend ist.

brauchtum1Oberharzer Brauchtum

Haben Sie schon einmal etwas von einem Finkenmanöver gehört bzw. vom Buchfinkenwettstreit? Oder wussten Sie, dass der Johannistag ein hoher Feiertag im Oberharz ist? Entdecken Sie unser Brauchtum und unsere Traditionen. Das ein oder andere finden Sie so nur im Echten Oberharz.

Der Harz – Insel im Flachlande

Der Harz ist das höchste Gebirge von Norddeutschland und zugleich das abgeschlossenste: gleich einer Insel steigt er aus dem Flachlande aus, wie er einst sich ans dem Ozean erhob. Diese Insel ist ein Hochland, das durch kleine Flüsse zerschnitten ist und die sich aus ihm erhebenden abgerundeten Bergkuppen sind aus Eruptivgesteinen gebildet. Der nordwestliche Theil des Gebirges heißt der Oberharz, der südöstliche der Unterharz.

Wir wollen den Harz aber nicht im Winter besuchen, wie Goethe, der im romantischen Jugendübermuth durch Schnee und Eis sich ganz allein einen Weg bahnte und in sein Tagebuch schrieb: „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest." Nein, am schönsten ist der Harz im Vorsommer, wenn alles frisch grünt und blüht, die Vögel singen und die Bäche in ihren Wasserfällen einher tanzen und freudig ihren Silberschaum in die Höhe spritzen.

Alles, was hier lebt und webt, gehört dem edlen Bergbau an, sei es als eigentlicher Berg- oder Hüttenmann, sei es als Köhler, Holzschläger oder Fuhrknecht: überall seht ihr Gruben, aufsteigende Rauchwolken, Karren mit Erz in unaufhörlicher Bewegung. Schon seit der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts sind die Silberbergwerke des Oberharzes in Arbeit, aber noch nicht erschöpft; noch immer gilt der Trinkspruch des kräftigen und biederen Oberharzers:

Es grüne die Tanne, es wachse das Erz,
Gott gebe uns allen ein fröhliches Herz!

Ohne den Bergbau wäre sicher kein Klausthal und Zellerfeld auf kahler Höhe, und schwerlich Andreasberg erbaut worden; ohne den Bergbau fänden wir kein gastliches Dach in Schierke und Elend. Harzer Bergleute sollen es gewesen sein, welche zuerst die Umgegend von Freiberg in Sachsen bergmännisch bevölkerten, und seit Jahrhunderten sind sie über den Ozean gesegelt, um in Peru und in Mexiko dem Mestizen wie dem rothhäutigen Indianer Anleitung in der unterirdischen Kunst zu geben.

Zu dem Bergbau mit seinem Hüttenwerksgefolge gesellt sich am ganzen Oberharz der Waldbau. Da das Holz hier in große Flächenräume zusammengedrängt ist, so hat dieser Umstand die Waldköhlerei in bedeutender Ausdehnung hervorgerufen, und ihr seht deshalb überall die schwarzen Köhlerkegel sich wie kleine rauchende Vulkane erheben. Wo nicht der Bergmann seinen Hammer schwingt oder der Hüttenmann Erze schmilzt, begegnet ihr Köhlern, Waldarbeitern aller Art und einsamen Hirten, welche die mit helltönenden Glocken geschmückten Viehherden weit in die Wälder hineintreiben.

Entnommen dem Buch:
Die Schöpfung der Erde : Die Urwelt und die Urgeschöpfe bis zum Auftreten des Menschen; Blicke in das Erdinnere; Wanderungen in die Gebirgswelt, namentlich unseres Vaterlandes nach Kreuz und Quer – mit reiferen Schülern unternommen.
von Eduard Hintze, Leipzig 1872.

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Reinecke-Altenau – „Die Schwalben von Toledo“

Karl Reinecke-Altenau – sein Tod liegt mehr als ein Dreiviertel-Jahrhundert zurück. Doch noch immer ist er präsent im Oberharz. Zweifellos war Reinecke-Altenau eine faszinierend-charismatische – sicher z. T. auch polarisierende – Persönlichkeit. Facettenreich ist sein Schaffen, vielfältig sind seine Tätigkeits-Bereiche, ob als Maler, Brauchtumspfleger, Heimatschützer oder als Schriftsteller. Von der Presse wurde ihm der anerkennende Titel „Malerpoet“ zugesprochen.

„Die Schwalben von Toledo“ – ein Werk, das Karl Reinecke so nie geschrieben hat, das aber dennoch zu 100 Prozent Reinecke-Altenau ist. Fast alle heute noch bekannten Reinecke-Texte sind in diesem Buch zusammengefaßt: Lustiges wie Trauriges, Besinnliches wie Nachdenkliches, aber auch Sachliches ist zu lesen. Unverkennbar kommt Reinecke-Altenaus Liebe zu seiner Oberharzer Heimat zum Ausdruck. In den Jahren zwischen den Weltkriegen entstanden, gibt der eine oder andere Text einen aufschlußreichen Einblick in die Gedankenwelt der damaligen Zeit. An verschiedenen Stellen wird deutlich, dass Reinecke-Altenau soziale bzw. gesellschaftliche Veränderungen in skeptisch-zivilisationskritischer Haltung fast visionär vorhergesehen hat. Für die Freunde der echten Oberharzer Mundart tut sich ein wahrer Fundus auf. Alle Mundart-Texte sind zum besseren Verständnis zudem auch ins Hochdeutsche übertragen worden. Dutzende Illustrationen und Zeichnungen aus Reinecke-Altenaus Feder vermitteln einen Eindruck seiner grafischen Fähigkeiten und seiner Werke selbst. Wenngleich der Titel auch nicht nach Oberharz klingt, dieses Buch wird angenehme Lektüre für jeden sein, der sich für Reinecke-Altenau, seine Welt und unseren Oberharz interessiert.

Aus dem Inhalt: Gut 30 Seiten (13 Kapitel) Reiseberichte der „Malerfahrt nach Spanien“, mehr als 250 Seiten Kurzgeschichten und Erzählungen, 110 Seiten Gedichte, überwiegend in Oberharzer Mundart, sowie auf 150 Seiten Reinecke-Altenaus Reden, Zeitungsartikel, Vorträge und sonstige Veröffentlichungen. Ebenso aufgenommen wurde das komplette Werk „Harzheimat – Das Heimatbuch eines Malers“ aus dem Jahre 1924, auf 100 Seiten erstmals vollständig in moderner Typographie. Eine Reihe von Texten, wie auch viele Zeichnungen und Skizzen aus dem Reinecke-Archiv der Heimatstube Altenau-Schulenberg, erscheinen hier als Erstveröffentlichung. Im Anhang schreibt Dr. phil. Kai Gurski ausführlich zum Thema: „Kurzgeschichten, Erzählungen, Gedichte, Reiseberichte und Sachtexte von Karl Reinecke-Altenau im zeithistorischen Kontext ihrer Entstehung“. 

„Die Schwalben von Toledo“, 708 Seiten, 22 €,
Verlag der Heimatstube Altenau-Schulenberg,
Altenau, 2020, ISBN 978-3-00-066955-2

Alle auf dieser Internetseite publizierten Reinecke-Texte finden Sie in obigem Buch – und noch viel mehr!
Unsere Meinung: Sehr lesenswert!

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