Oberharz

ACHTUNG! VERWECHSELUNGSGEFAHR:
EIN HARZ – ABER ZWEI OBERHARZE?

Auf dieser Internetseite sprechen wir öfter vom „Echten Oberharz“. Das wirft die Frage auf: gibt es denn auch noch einen anderen Oberharz? Ja, den gibt es...

Im Jahre 2010 hat man in Sachsen-Anhalt mit einem knappen Dutzend Ortschaften eine neue Stadt gegründet und damit im Ostharz einen „neuen“ Oberharz etabliert, der mit dem Oberharz, so wie wir ihn interpretieren, wenig gemein hat. Sachsen-Anhaltinische Verwaltungsgerichte diese Namensgebung in mehreren Instanzen gebilligt und bestätigt.

Wir hier – westlich des Brockens – in einer Landschaft, die schon seit Jahrhunderten als Oberharz bezeichnet wird und in Niedersachsen liegt, wir müssen diese Entscheidung akzeptieren. Glücklich ist sie aus unserer Sicht nicht. Denn wenn heute jemand aus dem Bodetal vom Oberharz spricht, meint er eine andere Harz-Region, als derjenige, der seine Heimat im Okertal hat. Schade!

Aber wo liegt denn nun der Echte Oberharz? Auch zu diesem Thema gibt es in unserem Archiv interessantes Material. Lesen Sie selbst…

Der Oberharz

Oberharz - so bezeichnet man seit Jahrhunderten die Landschaft rund um die sieben Bergstädte Altenau, Andreasberg, Clausthal, Grund, Lautenthal, Wildemann und Zellerfeld. Auch Hahnenklee-Bockswiese und der Bocksberg sind geografisch dem Oberharz zuzurechnen, ebenso die kleineren Harzorte Torfhaus, Sonnenberg, Lerbach, Riefensbeek-Kamschlacken, Schulenberg und Buntenbock. Eine natürliche Begrenzung des Oberharzes bilden die Höhenzüge von Bruchberg, Achtermann und Wurmberg.

Zur Definition der Harzer Landschaften führt „Meyers Reisebücher – Der Harz“, erschienen in Leipzig im Jahre 1895, auf Seite 10 wörtlich aus:  „Die einzelnen Teile, welche man innerhalb des Harzes unterscheidet, sind im wesentlichen vier. Das bis 1142 m ansteigende Brockengebirge zwischen Ober- und Unterharz. Der sich im Westen anschließende Quarzitzug des Bruchberges (926 m) und es Ackers bildet die Naturgrenze zwischen dem Ober- und dem Südharz. Diese Berge selbst bilden mit dem im Westen sich anschließenden Plateau um Klausthal (600 m) und Zellerfeld, einer einförmigen Hochebene, über welche sich nur die Schalke bis 763 m und der Bocksberg bis 725 m erheben, den Oberharz, während östlich vom Brocken sich als niedrigere Stufe von 450 m mittlerer Höhe das größere wellenförmige Plateau des Unterharzes mit ausgedehnten wirklichen Hochebenen, wie um Elbingerode, Hasselfelde (466 m), Günthersberge (410 m), Harzgerode (395 m), ausbreitet, nach Osten sinkend. Der Südharz wird durch eine Linie vom Auersberg bis zum Rehberg vom Unterharz, durch den Bruchberg und den Acker vom Oberharz geschieden; seine höchste Erhebung ist der Stöberhai mit 719 m.“

Und weiter auf Seite 154:
„Der Oberharz – Mit diesem Namen wird gewöhnlich der ganze Bezirk der frühern Berghauptmannschaft zu Klausthal bezeichnet. … Der Oberharz im engern Sinn (die sieben Bergstädte St. Andreasberg, Altenau, Klausthal, Zellerfeld, Wildemann, Lautenthal und Grund und das dazwischen liegende Gebiet, das Brockenfeld, Braunlage und Lerbach umfassend)… ist preußisch und braunschweigisch…“

Echt Oberharz

Der Kreis Zellerfeld allein ist der Oberharz

Bis zum Jahre 1859 bildeten die Bergstädte Altenau, Clausthal, Grund, Lautenthal, Wildemann, Zellerfeld, die Dörfer Bockswiese, Hahnenklee, Buntenbock, Lerbach, Riefensbeek, Cammschlacken, Schulenberg und die sie umgebenden Forsten das Amt Zellerfeld, die Bergstadt St. Andreasberg, die Dörfer Lonau, Lonauerhammerhütte, Sieber und die sie umschließenden Forsten dagegen das Amt St. Andreasberg. Diese beiden Ämter waren nach Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung im Jahre 1852 aus den gebietsmäßig im wesentlichen gleich zusammengesetzten Berg- und Stadtgerichten Zellerfeld und St. Andreasberg und den bis dahin selbständigen, später aber„amtssässig“ gewordenen Bergstädten Clausthal und Zellerfeld entstanden. Sie sind am 16. Mai 1859 zu dem Amte Zellerfeld zusammengelegt worden. Am 1. April 1885 trat die Hannoversche Kreisordnung in Kraft. Sie bildete aus dem bis dahin bestehenden Amte Zellerfeld den Kreis Zellerfeld, dessen Gebiet im großen und ganzen unverändert geblieben ist, wenn man von mehreren Grenzänderungen, die im Laufe der Zeit durchgeführt worden sind und von denen eine die sehr kleine Gemeinde Lonauerhammerhütte in die zum Kreis Osterode gehörende Stadt Herzberg eingemeindete, absieht.

Dieses Kreisgebiet deckt sich vollkommen mit dem Begriff Oberharz, der sich im Laufe der Jahrhunderte für den Raum gebildet hat, der von den historischen sieben Bergstädten beherrscht wird. Es ist wahrscheinlich, daß die Bezeichnung Oberharz schon vom Beginn des jetzigen Bergbaues im 16. Jahrhundert an gebraucht worden ist, um diesen Bergbau von dem Unterharzer Bergbau, also den um Goslar herum betriebenen, zu unterscheiden. Soweit wir das übersehen, ist diese Bezeichnung erstmalig im Jahre 1635 offiziell angewendet worden, und zwar in dem Erbvertrag vom 14. Dezember jenes Jahres, der die Harzkommunion begründete. Mit letzterer ist der den drei Linien des Lüneburgischen Herzogshauses gemeinsam gehörende Harz bezeichnet worden. Ziffer 8 des Erbvertrages unterscheidet zwischen Ober- und Unterharz. Die unter diesen Bezeichnungen zu verstehenden Gebiete sind allerdings nicht näher erläutert. Erkennbar ist aber, daß zum Oberharz das Gebiet von Zellerfeld, Grund, Lautenthal und Wildemann gerechnet ist.

Neben dem Kommunion-Oberharz hat damals noch der sogenannte einseitige, d. h. nur Hannoversche Bergamtsbezirk Clausthal bestanden. Zu ihm gehörte das Gebiet der von dem Erbvertrag nicht berührten drei Bergstädte Altenau, St. Andreasberg und Clausthal. Das ist erkennbar aus den Hannoverschen Staatskalendern des 18. Jahrhunderts. Aber schon eine im Jahr 1777 erschienene Übersicht über den Hannoverschen Staat (Chr. B. Scharf „Der politische Staat des Churfürstentums Braunschweig-Lüneburg“) ergibt, daß damals auch das einseitige Gebiet als Oberharz bezeichnet und dieser mithin in den einseitigen und den Kommunion-Oberharz eingeteilt war.

Durch den Kommunion-Harz und Teilungs-Rezeß vom 4. Oktober 1788 ist das Zellerfelder Bergamt, also der Kommunion-Oberharz, in den einseitigen Besitz Kurhannovers überführt worden. Die Staatskalender des alten Kurfürstentums von 1789 bis zur Auflösung des Staates im Jahre 1803 sprechen weiterhin vom Bergamte am einseitigen Harz. Aber nach der Wiederaufrichtung des Staates als Königreich auf dem Wiener Kongress werden durch eine Verordnung vom 10. April 1818 dem allein bestehen bleibenden Bergamt Clausthal die Geschäfte der beiden „Ober-Harzischen Bergämter, welche zu Clausthal und zu Zellerfeld abgesondert bestanden“, übertragen. Deutlich ist hier also zu erkennen, daß die Bezeichnung „Oberharz“ für die Hannoversche Verwaltung ein bestimmter Begriff geworden war. Dieser fand zwar keinen Ausdruck in einer territorialen Bezeichnung, aber er wurde angewendet für das Gebiet der sieben historischen Bergstädte, das heute den Kreis Zellerfeld bildet. Auch die preußische Verwaltung hat nach 1866 den Begriff Oberharz offiziell angewendet, wenn sie das Gebiet des Kreises Zellerfeld bezeichnen wollte. Das ergibt z. B. die königliche Verordnung wegen „Regulierung der Holz- und Kohlennutzungen der Einwohner des Oberharzes“ vom 14. September 1867. Dort ist bestimmt, daß als Oberharz im Sinne der Verordnung der Bezirk der Berghauptmannschaft anzusehen ist, wie derselbe zur Zeit des Erlasses der königlich-hannoverschen Verordnung vom 7. August 1852 bestand, mit Ausschluss des damaligen Amtes Elbingerode. Das so gekennzeichnete Gebiet ist aber der heutige Kreis Zellerfeld.

Außer dem Oberharz gehörten noch andere Teile des Harzes zu Hannover. Man sprach damals vom Harzgebiet oder vom Harz schlechthin, wenn man den Oberharz und die übrigen Hannoverschen Harzteile gemeinsam bezeichnen wollte. Das zeigt u. a. das Edikt vom 12. Oktober 1822 die Bildung der künftigen Staatsverwaltung im Königreich Hannover betreffend. Nach diesem wird die Landdrostei Hildesheim für die Fürstentümer Hildesheim, Göttingen und Grubenhagen mit Ausschluss des Harzes, also des Gebietes der vormaligen Berghauptmannschaft, das aus dem Oberharz und dem vormaligen Amte Elbingerode bestand, gebildet. Noch an manchen anderen Stellen ist in der damaligen Zeit und später der Oberharz und das sonstige Harzgebiet in gleicher Weise oder ähnlich gekennzeichnet.

Auch in der Geographie ist der Begriff Oberharz von jeher gebräuchlich gewesen, und zwar immer im Zusammenhang mit dem Gebiet des heutigen Landkreises Zellerfeld. Professor Dr. Erich Obst, ordentlicher Professor für Geographie an der Technischen Hochschule in Hannover, führt z. B. im Jahre 1927 aus, daß der Begriff Oberharz seine Einheit durch Geschichte und Bevölkerung empfängt, daß die Wiederaufnahme des Bergbaues im 16. Jahrhundert und die starke Einwanderung von Bergknappen aus dem Erzgebirge die ersten gemeinsamen Erlebnisse des Oberharzes sind. Die Gründung der sieben historischen Bergstädte, die in ihrer inneren Struktur sich von den Nachbargebieten und dem übrigen Harz abheben, schließt sich an. Im 17. und 18. Jahrhundert nähern sich die anfangs getrennten Wege der Entwicklung der einzelnen Bergstädte mehr und mehr, bis schließlich die Gebiete beiderseits des Bruchberges verwaltungsmäßig zusammengefaßt wurden. Die Grundlage und die Ursache für die Vereinigung und die weiteren gemeinsamen Schicksale des Oberharzes, also des Gebietes der sieben Bergstädte, ist vor allem der Bergbau, der eine gemeinsame Interessenwahrung forderte. Sind auch Bergbau und Hüttenbetriebe jetzt leider vielerorts eingestellt, so stellen doch die Gleichartigkeit der Bevölkerung, ihre Sprache und Gebräuche auch jetzt noch ein Band innerhalb des Harzes dar, das sich unter anderem in starken verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bevölkerung der sieben Bergstädte zeigt.

Heimat- und Volkskunde wenden den Begriff Oberharz ebenfalls auf den ganzen Kreis Zellerfeld an, unbeschadet der Tatsache, daß die oberdeutsche Mundart, die den Oberharz wie eine Insel aus dem niedersächsischen Sprachgebiet heraushebt, in wenigen kleinen Orten des Kreises nicht gesprochen wird. Das ändert in Wirklichkeit nichts daran, daß die besondere Mundart, die in den sieben Bergstädten gesprochen wird, dem ganzen Kreis sein besonderes Gepräge gibt, wodurch er vom übrigen Harz deutlich absticht.

Es ist irreführend, wenn andere Harzgebiete, die nicht zum Kreis Zellerfeld gehören, als Oberharz bezeichnet werden, vielleicht weil sie die gleiche Höhenlage oder gar eine noch höhere aufweisen. Der Begriff Oberharz muß vielmehr, wie durch diese Zeilen dargelegt werden sollte, historisch und volkstumsmäßig gesehen werden. Er ist dann allein anwendbar auf den heutigen Kreis Zellerfeld. Dieser hat nur seine Bezeichnung empfangen von seinem Verwaltungssitz, der damaligen Bergstadt Zellerfeld, die im Jahre 1924 mit der Bergstadt Clausthal zu der neuen Gemeinde Clausthal-Zellerfeld zusammengelegt ist. Diese Änderung des Namens der Kreisstadt hat jedoch den Kreisnamen nicht berührt. Das gibt vielfach Anlass zu Zweifeln und einer falschen Bezeichnung des Kreises. Wenn also dem Kreis Zellerfeld anstelle seines jetzigen Namens die Bezeichnung Kreis Oberharz beigelegt würde, so wäre das nicht nur historisch wohlbegründet, sondern es würde einer vollen Klärung dienen, die Irrtümer mancherlei Art ausschließt.

Text: Ferdinand Ohm.
Aus Harzbergkalender 1954, Seite 17 - 18.



Die Heimat der Oberharzer

Als der Bergbau am Rammelsberge bei Goslar, der im Jahre 946 aufgenommen sein soll, schon über zwei Jahrhunderte bestanden hatte, war der Oberharz noch unbewohnt. Die ältesten Bewohner kamen aus Goslar und gründeten um 1200 das Kloster Cella, das an der Stelle der jetzigen Bergstadt Zellerfeld stand. In den Kämpfen der Hohenstaufen und Welfen kam der Bergbau in Goslar zeitweise völlig zum Erliegen, weshalb die Bergleute auswandern mußten. Während ein Teil unter der Führung des Bergvogts Hermann v. d. Gowische 1181 nach dem Erzgebirge zog und die Stadt Freiberg gründete, wandten andere sich nach dem Oberharz, um hier neue Arbeitsgelegenheit zu suchen.

Die Annahme, daß es Franken gewesen sind, ist als sicher überliefert anzusehen, war doch der Goslarer Bergbau durch Bergleute aus Franken, der Wiege des deutschen Bergbaues, aufgenommen. Ein Stadtteil in Goslar führt daher noch heute den Namen „Frankenberg“. Dementsprechend heißt auch eine Stelle im Oberharz „Der Frankenscharn“, d. i. der Ort, wo die Franken nach Erz geschürt haben. Aber dieser erste Bergbau dauerte nur etwa 150 Jahre, er hatte ein Ende, als 1347 der „schwarze Tod“, jene das Abendland verheerende Pest, auch auf den Oberharz drang und einen großen Teil der Bewohner hinwegraffte. Die zurückgebliebene Bevölkerung konnte sich nicht halten, der Bergbau ging zugrunde und es wurde wieder still und öde auf dem Oberharze.

Nach etwa anderthalb Jahrhunderten erwachte der Oberharzer Bergbau zu neuem Leben durch die Fürsorge des Herzogs Heinrichs des Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. Es entstanden im Anfange des 16. Jahrhunderts die Bergstädte Grund, Wildemann, Zellerfeld und St. Andreasberg und etwas später auch Clausthal, Lautenthal und Altenau. Diese sieben Bergstädte entwickelten sich mit solcher Schnelligkeit, daß man erstaunt fragen muß: Woher kamen ihre Bewohner, da doch der Oberharz vorher unbewohnt war?

Die Annahme liegt nun sehr nahe, daß sie wieder aus Goslar oder aus dem Mansfeldischen eingewandert sind, da dies die nächstliegenden der damals Silberbergbau treibenden Gegenden waren. Durch nähere Untersuchungen und Forschungen verschiedener Philologen und Historiker ist jedoch festgestellt worden, daß der überwiegend größte Teil der Einwanderer aus dem westlich Erzebirge gekommen ist. Das beweisen ohne Zweifel die geschichtlichen Nachrichten, die ausfällige Übereinstimmung der Grubennamen und die Übereinstimmung der Mundarten.

Die ersten Bergbeamten des Oberharzes verschrieb sich der Herzog Heinrich aus dem Erzgebirge, namentlich aus der Gegend von Schneeberg, Annaberg und Joachimsthal. Diese Beamten aber kamen nicht allein, sondern brachten eine Anzahl Bergleute mit, die sich im Harz seßhaft machten und hier Kolonien gründeten. Man findet des halb die Namen alter Harzer Bergbeamten zu gleicher Zeit auch in den Bergstädten des Erzgebirges, wie auch viele alte Harzer Bergmannsnamen an sächsische und böhmische Bergorte erinnern. Solche Namen sind: Geyer, Graupner, Grimm, Schneeberg, Annaberger, Buchholz, Brand, Meißner, Vogtländer, Pucher, Plattner, Riesen, Sachs und Böhm.

Außerdem wurde, wie man aus den Bergfreiheiten und Bergordnungen ersehen kann, im Oberharz weitgehende Rücksicht auf die erzgebirgischen Einrichtungen genommen, was nur daraus zu erklären ist, daß die eingewanderten Bergleute mit diesen Einrichtungen bekannt und aufgewachsen waren. Sodann führen viele Oberharzer Gruben die Namen erzgebirgischer Gruben, die nachweislich schon vor ihnen bestanden; diese Grubennamen müssen also von den eingewanderten Bergleuten mitgebracht sein. Aus der Überfülle der Namen seien nur folgende herausgegriffen: Wildermann, Haus Sachsen, Himmlisches Heer, Turmhof, Dorothee, Katharina Neufang, St. Anna, St. Andreas, St. Johannes, Drei Brüder, Lorenz, St. Georg, Gabe Gottes und Fürstenstollen. Auch der „Wilde Mann“, der auf den wunderschönen und vielfältigen Wildemann-Münzen des Oberharzes immer wiederkehrt, ist aus dem Erzgebirge mit in den Harz gewandert.

Was die Gruben mit Personennamen betrifft, so haben wir über deren Beziehungen zum Erzgebirge ganz ausgezeichnete Beispiele in St. Andreasberg, wo nach dem Jahre 1521 verschiedene Silbergruben die Namen Rappolt, Unruhe, Schweitzer, Neidhardt, Vogtländer und Schütz führten. Solche Grubennamen gab es aber schon vorher in Schneeberg und Joachimsthal, wo sie nach den betreffenden Fundgrübenern genannt waren. Letztere kamen nun als Unternehmer mit zahlreichen Bergleuten nach Andreasberg, um hier aus Hoffnung einzuschlagen. Daß um 1521 Joachimsthaler Bergleute nach Andreasberg abwanderten, berichtet auch vor allem Matthesius, der damalige bergbauverständige Pfarrer dieser jungen Bergstadt.

Ein anderes recht treffendes Beispiel gibt uns der Turmrosenhof bei Clausthal, der im Jahre 1600 aus den beiden Gruben Turmhof und Rosenhof zusammengelegt wurde. Den Namen „Turmhof“ brachten die ersten Bergleute aus Freiberg mit, wo die Grube ihren Namen von einem alten Freihofe, auf dessen Grund und Boden sie lag, erhalten hatte. Sie war im 16. Jahrhundert Freibergs reichste Silbergrube, die mit ihren Maßen binnen 50 Jahren eine Million Taler spendete. Im Jahre 1575 mußten hier wegen Mangels an Aufschlagwassern 900 Bergleute entlassen werden, die in ihrem Elende meist zum Wanderstabe griffen und sich wahrscheinlich im Harze eine neue Heimat suchten.

Endlich ist es die Sprache, welche die beiden Gegenden als verwandt erkennen läßt. Der Oberharz hat seinen eigenen Dialekt, den die Bergleute aus dem Erzgebirge mitbrachten, und der sich, wenn auch etwas verändert, durch Generationen hindurch bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Diese hochdeutsche Mundart, eine Sprachinsel im Gebiete des Niedersächsischen und Plattdeutschen, stimmt in ihren Hauptmerkmalen mit verschiedenen Mundarten des oberen Erzgebirges völlig überein. Sie bildet in erster Linie ein besonderes kennzeichen der Bergbevölkerung, die in diesem Dialekt sogar eine kleine Literatur besitzt und zu allen Zeiten in ihr die Landesfürsten bei ihren Besuchen im Oberharz ansprach bezw. andichtete. Als Sprachprobe diene folgendes Gedicht:

Vor dr Frihschicht.
Do wärich denn! Glickauf! un – nunter!
Doch halt! wos is dos for ä Glans?
In Wald de Vegle waren munter,
Dn Barg imgitt ä Schtrahelnkrans.
Un nu, wu frädig ells erwacht,
Nu sollich nob in tiefster Nacht!

Un doch, wos hilfts, es Harz zu queeln
Mit dan wos sich net ännern lett?
War hußmer denn dis Fach terweheln?
Ich sah doch ah, wie annre net,
Gott, Deine Herrlichkät un Macht
In schauervuller, tiffster Nacht.

Drim willich frädig niederfahren.
Nu Herr, ich iwergah mich Dir
Du wärschtmer Leib un Seel bewahren;
Dei Engel logert sich im mir.
Bist Du bei mir in finstern Schacht,
Wärd morringhall de tiffste Nacht.

Durch diese Wechselbeziehungen wird in auffallender Weise dargetan, daß der größte Teil der Oberharzer Bevölkerung seinerzeit aus dem Erzgebirge gekommen ist. Goslarsche, also Harzer Bergleute, ziehen um 1180 nach dem Erzgebirge, um dort den Bergbau auszunehmen, und 300 Jahre später wandern ihre Nachkommen wieder nach dem Harz zurück und bevölkern hier die neuentstehenden Bergstädte.

Indessen können bei der bedeutenden Bevölkerung des Oberharzes, die sich in den sieben Bergstädten ansiedelte, nicht alle aus dem Erzgebirge gekommen sein. Durch die Bergfreiheiten wurden auch aus anderen Bergwerksgegenden, namentlich aus solchen, in denen der Silberbergbau im Rückgange begriffen war, Scharen von Bergleuten angelockt und dauernd herbeigezogen. Aber den weitaus größten Teil hat das Erzgebirge geliefert, was schon dadurch bewiesen wird, daß seine Mundart alle übrigen unterdrückt hat. Das Erzgebirge ist demnach als die eigentliche Heimat der Oberharzer Bevölkerung anzusehen.

Text: Heinrich Morich.
Aus Harzbergkalender 1937, Seite 38 - 39.

Wälder – Wiesen – Wasser...

...das sind die Charakeristika der Oberharzer Landschaft. Und die Berge natürlich. Ein paar interessante Plätze zeigen wir Ihnen hier.

Blick ins Sösetal

Morgenbrodstaler Graben

Vom Grabenweg aus schweift der Blick auf die Bergketten des Sösetals.

Großes Torfhausmoor

Torfhaus

Auf einem Bohlensteg führt der Weg durch die weiten Flächen des Großen Torfhaus-Moores.

Brockenblick

Brocken

„Wo der Brocken aus der Ferne grüßt“ – so lautet eine Textzeile eines Harzer Liedes. Leider grüßt der Brocken derzeit nicht mehr so bewaldet, sondern ziemlich kahl.

Trasse der Innerstetalbahn

Wasserwanderwege

Die Wege entlang der historischen Gräben sind heute beliebte Wanderwege. Überall wird gut erklärt, welche Bedeutung das Wasser für den Bergbau einst hatte.

Okertalsperre

Okertalsperre

Die Oberharzer Landschaft bei einem Spaziergang rund um die Talsperren zu genießen, ist immer eine gute Idee. Überwiegend zum Hochwasserschutz gebaut, sind sie heute auch ein wichtiges Trinkwasserreservoir.

Bach im Oberharz

Oberharzer Bäche

Meist kommen Sie friedlich plätschernd daher, unsere Oberharzer Bäche. Nach einem Gewitterguss oder während der Schneeschmelze stürzen sie wild zu Tal.

placeholder image

Fichtenwälder

Auch wenn heutzutage es manche Leute nicht wahrhaben wollen – die Fichte ist seit dem 15. Jahrhundert im Harz heimisch. Das schnellwachsende Holz war von großer Wichtigkeit für den Bergbau. Der Wald und der Berg sind im Oberharz untrennbar verbunden.

Sösetalsperre

Sösetalsperre

An der Sösetalsperre befindet sich eine natürliche Grenze: ungefähr hier geht der Fichtenwald des Oberharzes über in einen ausgedehnten Buchenwald.